Warum wir Gemüse Gesichter geben (und das nie zu albern ist)
- Tino
- 25. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Juli

„Ich esse das nicht – das guckt mich an!“ – Diesen Satz hören Eltern vielleicht seltener, wenn ein Paprika-Grinsen oder ein Möhrenbart den Teller ziert. Was für manche nach Spielerei aussieht, hat in Wahrheit eine große Wirkung auf die kindliche Wahrnehmung. Denn wer sich mit Obst und Gemüse beschäftigt, isst auch mehr davon. Genau darum geht’s bei uns im Knabbergarten – und in diesem Beitrag.
Gemüse für Kinder: Die ersten Begegnungen zählen
Kinder sind Entdecker. Ihre Welt formt sich durch Sehen, Tasten, Riechen, Hören – und natürlich durch Schmecken. Was dabei oft vergessen wird: Geschmack ist lernbar! Und zwar nicht nur über die Zunge, sondern mit allen Sinnen. Darum ist der erste Kontakt mit Gemüse (und Obst) so entscheidend.
Was bedeutet das für den Alltag?Je freudiger und spielerischer die erste Begegnung mit Gemüse verläuft, desto positiver wird es abgespeichert. Ein Gemüsegesicht macht Spaß. Und Spaß = gute Erfahrung. Gute Erfahrung = „Das mag ich!“.
Warum Gemüsegesichter so gut funktionieren
1. Neugier statt Abwehr
Ein einfacher Teller mit Brokkoli kann abschreckend wirken. Ein Teller, auf dem Brokkoli zum „Zottelhaarbart“ wird, weckt dagegen Neugier. Kinder denken: Was ist das? Kann ich das anfassen? Was passiert, wenn ich reinbeiße?
2. Kinder wollen mitentscheiden
Ob ein Lächeln aus Gurkenscheiben oder ein Mund aus Tomatenstücken – bei Gemüsegesichtern können Kinder mitgestalten. Selbstwirksamkeit ist ein riesiger Motivator: Ich hab das Gesicht gemacht, also probier ich auch.
3. Mehr Sinneseindrücke = bessere Lernverankerung
Sehen, riechen, anfassen, schmecken: Wer ein Gemüsegesicht bastelt, beschäftigt sich viel intensiver mit dem Lebensmittel. Das fördert die Akzeptanz.
Praktische Ideen für den Familienalltag
🎨 Der kreative Frühstücksteller
Banane als Lächeln, zwei Blaubeeren als Augen
Paprika-Streifen als Haare
Quark oder Frischkäse als "Gesichtsgrundlage"
🥪 Gemüsegesichter auf dem Pausenbrot
Brot mit Frischkäse oder Hummus bestreichen
Zwei Gurkenscheiben als Augen
Ein Paprikastreifen als Mund
Radieschenscheiben als Wangen
🥗 Selbstbedienungsbuffet: Gesichter bauen
Richtet ein kleines Buffet ein: Rohkost, Dips, Obst – und lasst die Kinder „ihr Gesicht“ auf einem Teller zusammenstellen. Das fördert die Selbstbestimmung UND das Naschen.
Aber ist das nicht albern?
Nein. Für Kinder zwischen 5 und 10 Jahren ist Spiel ein ganz zentraler Bestandteil des Lernens – auch beim Essen. Was uns Erwachsenen manchmal „zu verspielt“ vorkommt, ist für Kinder ein Zugang zur Welt.
Ein Teller mit einem Gesicht ist kein Witz – sondern ein Einstieg. Und ja: Das funktioniert auch bei älteren Kindern. Besonders dann, wenn sie selbst mitgestalten dürfen.
Was sagt die Wissenschaft?
Studien zeigen: Kinder, die Essen als positiv, kreativ und entspannt erleben, entwickeln ein gesünderes Essverhalten – langfristig. Spielerische Darstellungen von Lebensmitteln können dabei helfen, Vorurteile („Ich mag kein Grünzeug“) abzubauen.
Auch die Wiederholung spielt eine Rolle: Kinder brauchen oft 10–15 Kontaktpunkte mit einem Lebensmittel, bevor sie es akzeptieren. Jedes Gemüsegesicht zählt also als Erfahrung – auch wenn nichts davon gegessen wird.
Häufige Fragen von Eltern
„Was, wenn mein Kind das Gemüsegesicht trotzdem nicht essen will?“
Das ist okay! Das Ziel ist nicht der leere Teller – sondern die entspannte Begegnung. Jedes Mal zählt.
„Verlernen Kinder so den Respekt vor Lebensmitteln?“
Im Gegenteil. Wer mit Gemüse kreativ arbeitet, entwickelt oft ein viel bewussteres Gefühl für Lebensmittel – und schmeißt weniger weg.
„Haben wir dann immer den Aufwand mit Gesichtern?“
Nein. Wenn das Essen als freundlich und spannend erlebt wird, verliert das „Gesicht“ irgendwann an Bedeutung. Aber es ist ein großartiger Einstieg!
Gemüse für Kinder: Kreativität als Schlüssel
Ob Zucchini-Zähne oder Karotten-Kraushaar – Gemüsegesichter sind mehr als Deko. Sie sind Brücken zwischen Kind und Lebensmittel. Und sie machen sichtbar, was beim Essen oft unsichtbar bleibt: Freude.
Fazit: Gemeinsam lachen, gemeinsam knabbern
Ein Paprika-Lächeln sagt mehr als tausend Worte. Wenn Gemüse zum Spielpartner wird, verliert es seinen Schrecken. Im Knabbergarten glauben wir daran:
Wer sich mehr mit Obst und Gemüse beschäftigt, isst auch mehr davon. Und manchmal braucht es dafür nur eine Gurkenscheibe in Herzform oder Gunni Gurke als Held. ;)
🫶 Tipp zum Schluss: Macht doch mal eine Familien-Challenge: Wer gestaltet das kreativste Gemüsegesicht der Woche? Und keine Sorge – es darf auch albern sein.
🌱 Vom Blog ins Buchregal:
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Kinder lernen darin spielerisch, Obst & Gemüse zu mögen.


